schnitt

Schulungsmaterial des

"Landesverband Sachsen der Kleingärtner" e.V.

                                                                                   

Der richtige Schnittzeitpunkt beim Steinobst

 

Der richtige Schnittzeitpunkt ist auch beim Steinobst äußerst wichtig, da er die Austriebsstärke ebenso wie die Dichte der Verzweigung bestimmt.

Grundsätzlich wird in der Vegetationsruhe von Anfang Oktober bis Ende Februar Steinobst nicht geschnitten, da in dieser Zeit die Schnittwunden nicht schnell genug verheilen und dadurch die Gefahr des Befalls mit gefährlichen Rindenkrankheiten besteht. Für jede Schnittmaßnahme muss das geeignete, scharfe Schnittwerkzeug sowie im Bedarfsfall sichere Leitern benutzt werden (Arbeits- und Gesundheitsschutz).

Hier ist der Steinobstschnittkalender

             

Januar / Februar


In der Vegetationsruhe sollen die Steinobstbäume wegen der Gefahr der Erkrankung nicht geschnitten werden. Abgängige kranke und überalterte Steinobstbäume können entfernt werden. Kranke Äste von Obstbäumen werden nicht gehäckselt, sondern auf geeignete Art und Weise entsorgt.


März / April


Bei offenem Wetter können jetzt Pflaumen und Kirschen gepflanzt werden, aber

(Achtung - Fruchtfolge beachten) Es können nun auch die notwendigen Schnittmaßnahmen begonnen werden, wenn das Wetter es erlaubt. Die Steinobstbäume (außer Pfirsich) werden noch ausgelichtet. Diese Maßnahme fördert den Wuchs der Obstbäume. Bei im Herbst gepflanzten Obstbäumen wird der Pflanzschnitt nachgeholt. Neu gepflanzte Obstbäume bekommen sofort den Pflanzschnitt.


Mai


Nun bekommen die Pfirsichbäume nach der Blüte den Fruchtholzschnitt. Süßkirschen reagieren jetzt auf Schnittmaßnahmen mit kräftigem Wuchs, was günstig für einen Neuaufbau ist. Alle anderen Schnittarbeiten werden unterlassen.

Juni

Im Juni wird der Fruchtholzschritt an Spalierobstbäumen durchgeführt. Bei Trockenheit sind zur Sicherheit des Fruchtansatzes die Obstbäume zu wässern.


Juli / August


Im Juli, nach der Ernte wird bei Süß- und Sauerkirschen, aber auch bei Pflaumen-, Pfirsich- und Aprikosenbäumen mit dem auslichten begonnen und gegebenenfalls verjüngt. Diese Maßnahme ist jetzt besonders günstig, da zu dieser Zeit die Wunden schnell verheilen und der Schnitt den Wuchs mindert. Langtriebe werden ab Mitte des Monats waagerecht gebunden. Die Konkurrenztriebe werden regelmäßig entfernt. Achtung: fruchtschwere Äste abstützen!


September


Mitte bis Ende des Monats sind die Schnittmaßnahmen zu beenden. im Oktober beginnen der Blattfall und die Vegetationsruhe.  Die Steinobstbäume im Nutzalter werden nun bis Ende Februar nicht geschnitten und in ungünstigen Lagen vor Winterfrost geschützt.


Die Obstbäume allgemein werden in erster Linie zur Verbesserung der Früchte geschnitten. Der fachlich richtige Schnitt ist aus diesem Grund eine Notwendigkeit. Ein gleichmäßig hoher und gesunder Ertrag und eine ästhetisch schöne Form der Bäume sollten jedem Hobbygärtner am Herzen liegen.

Wie viel an den Bäumen geschnitten werden muss, richtet sich neben der Obstart und Obstsorte auch nach dem Standort, der Unterlage und der gewünschten Erziehungsform.

Im Klein- und Hobbygarten ist deshalb der richtige Obstbaumschnitt von Bedeutung.


Neben dem richtigen Obstbaumschnitt sind andere Faktoren, wie


  • sorgfältige Sortenwahl,
  • richtige Standortwahl,
  • richtige Pflanzung,
  • fachgerechter Pflanzenschutz,
  • sachgerechte Obstbaumpflege und
  • ausreichende und ausgewogene Düngung


für eine gute Ernte ebenso wichtig und sie können durch diesen nicht ersetzt werden.

Johannes Kube

Landesgartenfachberater Sachsen

                                                                               

 

Der richtige Schnittzeitpunkt bei Apfel und Birne

 

Viele Klein- und Hobbygärtner stehen im Winter wieder mit „Schere und Säge bei Fuß", um den jährlichen Obstbaumschnitt durchzuführen. Ein immer wiederkehrendes Ritual.

Ohne Zweifel ist der richtige Obstbaumschnitt auch bei Kernobst jedes Jahr notwendig. Doch eine wichtige Frage lautet: ist denn der Winterschnitt wirklich der richtige Zeitpunkt, diese Obstgehölze zur gewünschten Form und Reaktion zu bringen?

In der Vergangenheit wurde oft gesagt: „Geschnitten wird im Winter!"

Nach den neuesten Erkenntnissen ist aber der Winterschnitt eher eine Ausnahme. Wenn man die verschiedenen Schnittzeitpunkte berücksichtigt, können die Kernobstbäume zur richtigen gewünschten Wuchsreaktion angeregt werden.

Wie soll es nun richtig sein?


Hier ist ein Kernobst Jahresschnittkalender:


Der Baumschnitt von Februar bis Knospenaufbruch:


Wenn der Wuchs des Baumes nur mäßig gefördert werden soll, ist dieser Zeitraum dafür genau richtig. Dichte Kronen können ausgelichtet und überalterte Fruchtäste entfernt werden. Wenn ein Baum um veredelt werden soll, kann die alte Krone im Februar abgesetzt werden.

Es wird aber bei den Schnittmaßnahmen darauf geachtet, dass trockenes Wetter herrscht Es kann bedenkenlos bis 0 Grad Celsius geschnitten werden. Schnitte müssen glatt sein und größere Schnittstellen miissen geglättet und mit Baumwachs oder Latex verstrichen werden. Letzteres gilt zu jeder Jahreszeit.


Der Baumschnitt noch, vor der Blüte:


Wenn die Knospen mit dem beginnenden Frühling aufgebrochen sind, entwickeln sie sich rasch zu Blättern und Blütenständen. Sie verbrauchen dabei die Reservestoffe, die in den Knospen eingelagert waren.

Der Schnitt in der Vorblüte, der die Reserven für die Knospen einfach abschneidet, schwächt den Neutrieb von allen Schnittzeitpunkten am stärksten. Soll also der Wuchs stark gebremst werden, ist die Vorblütezeit für den Schnitt genau richtig. Ein mehrjähriger Baum, der stark wächst und nicht blüht, kann so zum Blühen angeregt werden. Die bessere Möglichkeit ist allerdings, die steilen, starken Triebe herunterzubinden.


Der Baumschnitt zur- und nach der Blüte bis Mitte August:


Zu dieser Zeit entstehen die Neutriebe. Dabei sorgt der Spitzentrieb mit Hemmstoffen dafür, dass die Seitenknospen nur wenig austreiben und das Wuchsbild eines Baumes entsteht. Wird die Triebspitze entfernt, treiben die vorher unterdrückten Seitenknospen aus, der Baum verzweigt. Jeder Schnitteingriff wird mit dem Austrieb von Seitenknospen beantwortet Dieser Schnitt wäre angebracht, wenn die Mittelachse des Baumes schlecht verzweigt.

Doch Vorsicht: Der Schnitt zur oder kurz nach der Blüte führt dazu, dass besonders bei der Birne viele kleine Früchte abfallen. Ist das nicht gewünscht, sollte statt des Schnittes zu dieser Zeit besser der verkahlte steile Trieb herunter gebunden werden


Im Juli:


können die noch nicht verholzten, steilen Triebe ausgerissen werden. Damit werden auch die Augen um den Trieb mit entfernt. Die Risswunden verheilen schnell.


Der Baumschnitt von Mitte August bis zum Blattfall:


Im Spätsommer sondern die Blätter einen Hemmstoff ab, der den Austrieb der neu angelegten Knospen verhindert. Wird jetzt geschnitten, treiben die Seitenknospen nur schwach oder gar nicht aus. Wird ein Birnbaum zu zeitig geschnitten, entstehen lange Neutriebe ohne Blütenknospe. Sie sind im Winter nicht genügend ausgereift und erfrieren sehr schnell.

Der schwache oder ganz ausbleibende Austrieb ab dem 20. August kann genutzt werden, um zu stark wachsende Bäume zu beruhigen. Stark wachsende steile Triebe werden auf schwächere abgesetzt und so die Wuchskraft auf viele schwache Triebe verteilt.

Der Baum setzt Blüten an und die Krone wird über die Jahre dichter, der Wuchs mäßig gebremst. Der sogenannte „Augustschnitt" ist auch bestens geeignet, zu hohe Kronen herunterzusägen. Der Kopf des Baumes wird im Folgejahr nicht wie ein Besen aussehen, sondern sehr bald kurzes, kräftiges Fruchtholz bilden.


Der Baumschnitt von November bis Januar:


In den letzten Wochen vor dem Vegetationsende ziehen die Bäume Nährstoffe aus den Blättern in die Knospen zurück. Äußerlich ist dieser Vorgang als Blattfärbung zu erkennen. Nach dem Blattfall im November sind die Knospen in tiefer Winterruhe, aus der sie erst das folgende Frühjahr herausholen kann.

Der Schnitt kurz nach dem Blattfall schwächt die Nährstoffreserven nicht und im folgenden Frühjahr treiben die Bäume sehr stark aus. Der Zeitraum ist deshalb besonders geeignet, um vergreiste Bäume mit geringen Neuwuchs und kleinen Frachten zu verjüngen. Zu beachten ist allerdings stets, dass das Infektionsrisiko mit Pilzerkrankungen im November / Dezember sehr stark ist. Der Wundverschluss ist in dieser Zeit besonders dringend notwendig.

Es muss uns aber klar sein, dass auch der richtige Baumschnitt andere Kulturfehler nicht ausgleichen kann. Der geeignete Standort, die richtige Sortenwahl, der Pflanzenschutz und die Düngung sind ebenso wichtig wie der fachlich richtige Obstbaumschnitt.


Johannes Kube

Landesgartenfachberater Sachsen